Wie man Gicht vorbeugt: Prävention, Bewegung, Ruhe und mehr

Gicht ist eine der häufigsten Formen von Arthritis, die durch wiederkehrende schmerzhafte Entzündungsschübe, insbesondere in den Gelenken der unteren Gliedmaßen, gekennzeichnet ist. Diese fortschreitende Krankheit wird durch einen Überschuss an Harnsäure im Blut verursacht, der zur Ablagerung von Kristallen in den Gelenken und dem umliegenden Gewebe führt.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für diese Krankheit gehören eine genetische Veranlagung, Stoffwechselstörungen, Übergewicht und bestimmte Lebensstilfaktoren wie eine unausgewogene Ernährung und übermäßiger Alkoholkonsum.

In diesem Artikel werden bewährte Methoden zur Gichtprävention vorgestellt, von Ernährungsempfehlungen bis hin zu Stressbewältigung und Bewegung.

Wie man Gicht vorbeugt: Prävention, Bewegung, Ruhe und mehr

Änderungen des Lebensstils

Eine gesunde Lebensweise ist eine der wirksamsten Präventivmaßnahmen gegen Gicht. Stressbewältigung, ausreichende Ruhe und die Vermeidung schlechter Gewohnheiten spielen dabei eine wichtige Rolle.

Stressbewältigung

In Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt Hormone wie Adrenalin und Kortisol aus. Dies führt zu einer erhöhten Harnsäureproduktion und beeinträchtigt gleichzeitig die Fähigkeit des Körpers, Harnsäure auszuscheiden. Die Folge ist ein Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut, der die Bildung von Uratkristallen begünstigt – der Grundstein für Gichtanfälle.

Um diesem Teufelskreis entgegenzuwirken, ist eine effektive Stressbewältigung unerlässlich. Bewährte Methoden sind Entspannungstechniken wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga, Meditation oder autogenes Training. Diese Übungen helfen, den Körper gezielt zu beruhigen und Stresshormone abzubauen.

Durch gezielte Stressvermeidung und -bewältigung lässt sich das Gichtrisiko erheblich reduzieren. Ein ausgeglichener Gemütszustand fördert die Harnsäureausscheidung und beugt schmerzhaften Entzündungsschüben effektiv vor.

Gesunder Schlaf und richtiger Tagesablauf

Unregelmäßige Schlafzeiten und Schlafmangel können den Harnsäurespiegel negativ beeinflussen und Entzündungsreaktionen begünstigen.

  • Ideale Schlafdauer: Empfohlen werden 7-9 Stunden kontinuierlichen Schlafs pro Nacht. In dieser Zeit regeneriert sich der Körper optimal und die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren wird gefördert.
  • Circadianer Rhythmus: Der menschliche Körper verfügt über eine innere 24-Stunden-Uhr. Unregelmäßige Schlaf-Wach-Zyklen führen zu Schwankungen der Hormonspiegel und Stoffwechselstörungen – ideale Bedingungen für Gichtanfälle. Ein fester Tagesablauf synchronisiert diesen biologischen Rhythmus.
  • Nächtliche Harnsäureausscheidung: In den frühen Morgenstunden erreicht die Harnsäurekonzentration im Blut ihren Höchstwert. Ein regelmäßiger Nacht-Schlaf-Rhythmus ermöglicht eine effiziente Ausscheidung in dieser Zeit. Häufiges Aufwachen stört diesen Vorgang.
  • Schlafhygiene: Eine ruhige, dunkle und gemäßigt temperierte Schlafumgebung begünstigt einen erholsamen Schlaf. Bildschirmgeräte, Koffein und schwere Mahlzeiten kurz vor dem Schlafengehen sollten vermieden werden.
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Richtiges Ruheprogramm, Arten der Ruhe

Ein richtiges Ruheprogramm mit verschiedenen Arten der Entspannung hilft, Stress abzubauen und den Körper zu regenerieren – beides ist für einen ausgeglichenen Harnsäurehaushalt von großer Bedeutung.

Aktive Ruhe durch Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga oder Meditation versetzen den Körper in einen Zustand tiefer Entspannung. Die Atmung verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt und Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol werden abgebaut.

Passive Ruhe durch Nickerchen oder Schlafen in den Mittagsstunden entlastet den Körper und die Gelenke. Gerade bei Gichtbetroffenen ist eine temporäre Ruhigstellung der Gelenke wichtig, um Entzündungen vorzubeugen. Kurze Mittagspausen von 20-30 Minuten gelten als ideal.

Die optimale Work-Life-Balance mit ausreichenden Ruhepausen ist zentral, um Gichtanfällen vorzubeugen. Ein abwechslungsreiches Ruheprogramm aus aktiven und passiven Elementen fördert Regeneration und Stressabbau.

Schädliche Gewohnheiten, Alkohol und Rauchen

Bestimmte Lifestyle-Faktoren begünstigen nachweislich die Entstehung von Gicht und sollten daher vermieden werden. Allen voran der übermäßige Konsum von Alkohol und das Rauchen zählen zu den größten Risikofaktoren.

Alkohol beeinträchtigt auf mehreren Ebenen die Harnsäureregulation des Körpers. Zum einen hemmt er die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Zum anderen erhöht er durch seinen Purinstoffwechsel die Harnsäureproduktion.

Studien zeigen, dass bereits moderater Alkoholkonsum das Gichtrisiko um 30% steigert. Bei starkem Alkoholgenuss kann sich dieses Risiko sogar verdoppeln. Empfohlen wird daher höchstens ein geringer Alkoholkonsum, besser vollständige Abstinenz.

Das Rauchen stellt aufgrund der enthaltenen Giftstoffe eine massive Belastung für den Körper dar. Die im Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen aktivieren spezielle Immunzellen und setzen Entzündungsmediatoren frei. Dadurch steigt die Harnsäurekonzentration im Blut. Nichtrauchen ist die einzige sinnvolle Präventionsmaßnahme.

Körperliche Bewegung bei Gicht

Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein wichtiger Baustein zur erfolgreichen Gichtprävention. Aerobes Ausdauertraining wie Gehen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen zählt zu den empfehlenswerten Sportarten. Diese moderaten, gelenkschonenden Bewegungsformen regen die Durchblutung und den Stoffwechsel an, ohne die Gelenke übermäßig zu belasten. Mindestens 150 Minuten pro Woche werden von Experten als Richtwert vorgegeben.

Krafttraining ist eine sinnvolle Ergänzung, um die Muskulatur rund um die Gelenke zu stärken und dadurch Überlastungen vorzubeugen. Besonders das Kräftigen der Oberschenkel- und Rückenmuskulatur erweist sich als effektiv gegen Gichtschübe in den Füßen und Knien. Geeignete Übungen sind Kniebeugen, Kreuzheben oder Rudern an der Kraftmaschine.

Während akuter Gichtanfälle müssen Betroffene auf alle Belastungen verzichten und die betroffenen Gelenke ruhigstellen. Nach Abklingen der Schmerzen und Schwellungen hilft leichtes Bewegungstraining, die Beweglichkeit wiederherzustellen.

Diätetische Strategien zur Gichtprävention

Eine angepasste, purinarme Ernährungsweise ist einer der Eckpfeiler einer effektiven Gichtprävention. Purine sind natürliche Bestandteile vieler Nahrungsmittel, die im Körper zu Harnsäure abgebaut werden. Ein Übermaß kann zur Anhäufung von Harnsäurekristallen in den Gelenken und folglich zu Gichtanfällen führen.

Lebensmittel mit hohem Puringehalt, die vermieden werden sollten

Zu den Lebensmitteln mit besonders hohem Puringehalt zählen:

  • Innereien: Hierzu gehören Nieren, Leber, Herzen und andere Organe von Rind, Schwein oder Geflügel. Sie weisen mit bis zu 1000 mg Purin pro 100 Gramm die höchsten Purinmengen auf.
  • Meeresfrüchte: Muscheln, Austern, Garnelen, Hummer und Sardinen sind reich an Purinen. Mit 200-800 mg pro 100 Gramm übersteigen sie den empfohlenen Tagesbedarf bereits in kleinen Portionen.
  • Hefe-Extrakte: Hefeextrakte und -aufstriche wie Gemüsebrühwürfel oder Bouillonwürfel enthalten große Mengen an Nukleinsäuren und somit viel Purin.
  • Bestimmte Gemüsesorten: Wie Spargel, Spinat, Sauerkraut und Hülsenfrüchte weisen verhältnismäßig hohe Puringehalte auf.

Für Gichtpatienten empfehlen Experten, den täglichen Purinkonsum auf maximal 200 mg zu begrenzen. Ein kompletter Verzicht auf die oben genannten Lebensmittelgruppen ist daher in den meisten Fällen ratsam. Zumindest sollte der Konsum stark eingeschränkt werden.

Empfohlene Lebensmittel mit geringem Puringehalt

Dabei gilt es, den Konsum purinreicher Nahrungsmittel wie Innereien, Meeresfrüchte und bestimmte Gemüsesorten zu reduzieren. Stattdessen sollten vermehrt Lebensmittel mit niedrigem Puringehalt auf den Teller kommen:

  • Obst und Gemüse: Die meisten Obst- und Gemüsesorten sind aufgrund ihres geringen Purinniveaus unbedenklich für Gichtpatienten. Besonders purinarm sind Möhren, grüne Bohnen, Tomaten und die meisten Obstsorten wie Äpfel, Birnen und Zitronen.
  • Vollkornprodukte: Vollkornbrot, Vollkornnudeln und -reis enthalten nur geringe Purinmengen. Sie liefern wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe.
  • Fettarme Milchprodukte: Magere Milch, Joghurt und Quark können bedenkenlos in einer purinbewussten Ernährung integriert werden. Reich an Proteinen, Kalzium und Vitamin D.
  • Eier: Mit nur 50-100 mg Purin pro 100 Gramm sind Eier in Maßen erlaubt. Sie sind eine gute Proteinquelle.
  • Bestimmte Fleisch- und Fischsorten: Hühnchen- und Putenfleisch, fetter Seefisch wie Lachs oder Makrele und mageres Rind- oder Lammfleisch weisen moderate Puringehalte auf und sind daher in Portionsgrößen von 120-150 Gramm pro Tag vertretbar.

Wie wichtig es ist, ausreichend Wasser zu trinken

Die empfohlene Trinkmenge für Gichtpatienten liegt bei mindestens 2-3 Litern pro Tag. Als Faustregel gilt, dass für jedes Gramm Purin aus der Nahrung 1 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden sollte. Neben Wasser eignen sich auch andere kalorienarme Getränke wie ungezuckerte Früchte- oder Kräutertees.

Besonders zu Beginn einer purinarmen Ernährungsumstellung ist eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr wichtig. Durch die Ausscheidung der Harnsäureablagerungen aus den Gelenken kann es zunächst zu einer vorübergehenden Verschlimmerung der Symptome kommen. Reichliches Trinken begünstigt diesen Entgiftungsprozess.

Hingegen sind Getränke mit hohem Fruktosegehalt wie Fruchtsäfte oder zuckerhaltige Erfrischungsgetränke für Gichtpatienten ungeeignet. Fruchtzucker begünstigt die Harnsäureproduktion und kann Entzündungsreaktionen verstärken.

Gewichtsmanagement, Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen

Übergewicht und Adipositas zählen zu den Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer Gichterkrankung. Erhöhtes Körpergewicht geht oftmals mit gestörtem Purinstoffwechsel und Insulinresistenz einher – ideale Voraussetzungen für einen erhöhten Harnsäurespiegel.

Studien haben gezeigt, dass adipöse Männer ein doppelt so hohes Gichtrisiko aufweisen wie Normalgewichtige. Bei Frauen ist das Risiko sogar drei Mal höher. Jede Zunahme des Body-Mass-Index um eine Einheit erhöht die Wahrscheinlichkeit für Gicht um 13 Prozent.

Durch das Übergewicht kommt es zu Stoffwechselbelastungen und einer gesteigerten Harnsäureproduktion. Die Nieren können die überschüssige Harnsäure nicht mehr ausreichend ausscheiden. Die Folge sind oft schmerzhafte Gichtanfälle durch Ablagerungen in den Gelenken.

Ein konsequentes Gewichtsmanagement ist daher unabdingbar für Betroffene. Eine Gewichtsreduktion um 7 Kilogramm bei Übergewichtigen kann das Gichtrisiko bereits um 40 Prozent senken.

Regelmäßige medizinische Untersuchungen

Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist ein wesentlicher Bestandteil der Gichtprävention. Nur so lassen sich Risikofaktoren frühzeitig erkennen, der Harnsäurespiegel im Blut überwachen und bei Bedarf rechtzeitig medikamentöse Maßnahmen einleiten.

  • Überwachung des Harnsäurespiegels: Bei Werten über 6 mg/dl steigt das Gichtrisiko stark an. Durch engmaschige Kontrollen können Schwankungen rasch erkannt und eine Feinjustierung der Therapie vorgenommen werden. Die Bestimmung kann über eine einfache Blutuntersuchung erfolgen.
  • Erkennung und Behandlung von Begleiterkrankungen: Gicht tritt häufig zusammen mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck auf. Diese können den Verlauf negativ beeinflussen und sollten frühzeitig behandelt werden.
  • Abklärung von Risikofaktoren: Mittels Befragung, körperlicher Untersuchung und Bildgebung lassen sich individuelle Risiken wie Übergewicht, Gelenkerkrankungen oder Nierenprobleme aufdecken. Gezielte Gegenmaßnahmen können getroffen werden.

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist die Grundvoraussetzung für eine effektive Gichtprävention und -behandlung. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind ein bedeutender Baustein dieser Strategie.

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Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht