Was ist der Unterschied zwischen Gicht und Rheuma

Gicht und Rheuma sind zwei weit verbreitete Erkrankungen, die häufig miteinander verwechselt werden, da beide Gelenkschmerzen und Entzündungen verursachen. Dennoch handelt es sich um zwei unterschiedliche Krankheitsbilder mit jeweils spezifischen Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Differenzierung zwischen diesen beiden Erkrankungen ist von entscheidender Bedeutung, um eine adäquate Diagnose und entsprechende Behandlung zu gewährleisten.

Was ist der Unterschied zwischen Gicht und Rheuma

Definitionen und Grundlagen

Gicht und Rheuma sind zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, die sowohl in der medizinischen Fachwelt als auch in der allgemeinen Öffentlichkeit häufig miteinander verwechselt werden. Diese Verwechslung beruht auf der Tatsache, dass beide Erkrankungen die Gelenke betreffen und ähnliche Symptome wie Schmerzen und Entzündungen verursachen. Dennoch gibt es grundlegende Unterschiede, die es zu verstehen gilt, um eine präzise Diagnose und effektive Behandlung zu ermöglichen.

Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch Hyperurikämie, also erhöhte Harnsäurespiegel im Blut, charakterisiert ist. Diese erhöhte Konzentration von Harnsäure führt zur Bildung von Harnsäurekristallen, die sich in den Gelenken ablagern und akute Entzündungen auslösen. Die Anfälle treten häufig nachts auf und können mehrere Stunden bis Tage andauern. Gicht wird oft durch eine purinreiche Ernährung, übermäßigen Alkoholkonsum und genetische Prädisposition begünstigt. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch klinische Untersuchung, Bluttests zur Bestimmung des Harnsäurespiegels und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen, um Kristallablagerungen nachzuweisen.

Was ist Rheuma?

Rheuma, oder rheumatoide Arthritis, ist hingegen eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlicherweise das körpereigene Gewebe angreift, insbesondere die Gelenkschleimhaut (Synovia). Dies führt zu anhaltenden Entzündungen, die im Laufe der Zeit zu Gelenkschäden und Deformationen führen können. Rheuma kann alle Gelenke des Körpers betreffen, tritt jedoch häufig symmetrisch auf, das heißt, die gleichen Gelenke auf beiden Seiten des Körpers sind betroffen. Die Diagnose stützt sich auf eine Kombination von klinischen Befunden, Laboruntersuchungen wie der Bestimmung des Rheumafaktors und der Anti-CCP-Antikörper sowie bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT, um das Ausmaß der Gelenkentzündung und -schädigung zu beurteilen.

Unterschiede in den Ursachen

Die Ursachen von Gicht und Rheuma unterscheiden sich grundlegend und sind entscheidend für die jeweilige Diagnose und Therapie.

  • Gicht entsteht durch eine Störung des Harnsäurestoffwechsels. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die in vielen Lebensmitteln, insbesondere in Fleisch, Meeresfrüchten und Alkohol, vorkommen. Normalerweise wird Harnsäure über die Nieren ausgeschieden. Bei Gichtpatienten kann es jedoch zu einer Überproduktion oder einer unzureichenden Ausscheidung von Harnsäure kommen, was zu einer Hyperurikämie führt. Diese erhöhten Harnsäurespiegel im Blut verursachen die Bildung von Harnsäurekristallen, die sich in den Gelenken ablagern und dort Entzündungen auslösen. Genetische Prädispositionen, Übergewicht, bestimmte Medikamente und Lebensgewohnheiten wie eine purinreiche Ernährung und übermäßiger Alkoholkonsum sind wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Gicht. Zudem können bestimmte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Nierenerkrankungen die Harnsäureausscheidung beeinträchtigen und somit das Risiko für Gicht erhöhen.
  • Rheuma, oder rheumatoide Arthritis, hingegen ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich das eigene Gewebe angreift. Die genaue Ursache dieser Fehlregulation ist noch nicht vollständig geklärt, doch es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und hormonellen Faktoren eine Rolle spielt. Genetische Prädispositionen erhöhen das Risiko, an Rheuma zu erkranken, erheblich. Bestimmte Gene, wie HLA-DRB1, sind mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Rheuma assoziiert. Umweltfaktoren wie Rauchen, bestimmte Infektionen und möglicherweise auch Belastungen durch Schadstoffe können als Auslöser für die Autoimmunreaktion dienen. Hormonelle Einflüsse sind ebenfalls von Bedeutung, da Rheuma häufiger bei Frauen auftritt und oft in Phasen hormoneller Veränderungen, wie nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, beginnt oder sich verschlechtert.

Während bei Gicht die Ursachen weitgehend auf Störungen im Stoffwechsel und auf äußere Einflüsse wie Ernährung und Lebensstil zurückzuführen sind, liegen den rheumatoiden Arthritis komplexe immunologische Mechanismen zugrunde, die durch genetische und umweltbedingte Faktoren beeinflusst werden.

Unterschiede in den Symptomen

Die Symptome von Gicht und Rheuma variieren erheblich und spiegeln die unterschiedlichen pathologischen Mechanismen wider, die diesen Krankheiten zugrunde liegen.

  • Gicht ist bekannt für ihre plötzlich auftretenden und äußerst schmerzhaften Anfälle. Diese akuten Gichtanfälle beginnen häufig nachts und manifestieren sich in einem oder mehreren Gelenken, wobei das Großzehengelenk am häufigsten betroffen ist. Die betroffenen Gelenke sind oft stark geschwollen, gerötet und sehr empfindlich auf Berührung. Die Schmerzen können so intensiv sein, dass selbst das Gewicht einer Bettdecke unerträglich wird. Weitere Gelenke wie Knie, Knöchel, Ellenbogen und Handgelenke können ebenfalls betroffen sein. Zwischen den Anfällen können die Symptome vollständig verschwinden, was jedoch nicht bedeutet, dass die Krankheit geheilt ist. Unbehandelt können Gichtanfälle häufiger auftreten und länger andauern, was zu chronischen Gelenkschäden führt. Langfristig können sich tophi, das sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen unter der Haut, entwickeln und Nierensteine auftreten, wenn die Harnsäure im Körper weiterhin erhöht bleibt.
  • Rheuma, präsentiert sich hingegen durch eine schleichende und chronische Symptomatik. Die typischen Beschwerden sind Gelenkschmerzen, Steifheit und Schwellungen, die oft symmetrisch an beiden Körperseiten auftreten. Besonders charakteristisch ist die morgendliche Steifigkeit, die länger als eine Stunde anhält und sich im Laufe des Tages bessert. Die Gelenkschmerzen sind in der Regel kontinuierlich und verschlimmern sich bei Bewegungsmangel. Häufig betroffene Gelenke sind die Finger-, Hand-, Fuß-, Knie- und Ellenbogengelenke. Im Gegensatz zu Gicht sind bei Rheuma oft viele Gelenke gleichzeitig betroffen. Neben den Gelenksymptomen können auch systemische Anzeichen wie Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust und allgemeines Unwohlsein auftreten. Unbehandelt kann Rheuma zu dauerhaften Gelenkschäden und Deformationen führen, was die Bewegungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt. Rheumaknoten, das sind feste, unter der Haut liegende Knoten, können ebenfalls auftreten, meist an Stellen mit mechanischer Belastung wie den Ellbogen.

Zusammengefasst sind die Symptome von Gicht durch akute, intensive Schmerzanfälle und Schwellungen in einzelnen Gelenken charakterisiert, während Rheuma sich durch chronische, symmetrische Gelenkschmerzen und systemische Symptome auszeichnet.

Behandlung von Gicht

Die Behandlung von Gicht zielt darauf ab, die akuten Schmerzanfälle zu lindern, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken und zukünftige Anfälle zu verhindern.

  • Akute Behandlung: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen werden häufig verschrieben, um die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern. Alternativ können Kortikosteroide, entweder oral oder als Injektion in das betroffene Gelenk, eingesetzt werden, um die Entzündung schnell zu kontrollieren. Colchicin ist ein weiteres Medikament, das speziell zur Behandlung von Gichtanfällen verwendet wird und durch Hemmung der Kristallbildung die Schmerzen lindert.
  • Langfristige Harnsäuresenkung: Dies wird durch Medikamente wie Allopurinol oder Febuxostat erreicht, die die Produktion von Harnsäure hemmen. Bei Patienten, die diese Medikamente nicht vertragen oder bei denen sie nicht ausreichend wirken, kann Probenecid verwendet werden, um die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren zu fördern.
  • Lebensstiländerungen: Eine entscheidende Komponente der Gichtbehandlung sind Veränderungen im Lebensstil, insbesondere in der Ernährung. Patienten wird empfohlen, purinarme Lebensmittel zu bevorzugen und den Konsum von Fleisch, Meeresfrüchten und alkoholischen Getränken, insbesondere Bier, zu reduzieren.

Behandlung von Rheuma

Die Behandlung von Rheuma, erfordert einen umfassenden und vielschichtigen Ansatz, der sowohl die Kontrolle der Symptome als auch die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs zum Ziel hat.

  • Medikamentöse Therapie: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac werden zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt. Glukokortikoide, wie Prednison, sind potentere Entzündungshemmer und können in akuten Phasen der Erkrankung eingesetzt werden, um die Entzündung schnell zu reduzieren.
  • Disease-Modifying Antirheumatic Drugs (DMARDs): DMARDs sind eine zentrale Komponente der Rheumatherapie, da sie die Krankheitsaktivität langfristig kontrollieren und das Fortschreiten der Gelenkschäden verlangsamen. Methotrexat ist das am häufigsten verwendete DMARD und wird oft als Erstlinientherapie eingesetzt. Andere DMARDs wie Leflunomid, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin kommen ebenfalls zum Einsatz.
  • Biologische Therapien: Biologika sind eine neuere Klasse von DMARDs, die spezifische Komponenten des Immunsystems blockieren. Dazu gehören Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren wie Adalimumab und Etanercept sowie Interleukin-Inhibitoren wie Tocilizumab. Diese Medikamente werden häufig bei Patienten eingesetzt, die auf traditionelle DMARDs nicht ausreichend ansprechen.
  • Physiotherapie und Ergotherapie: Durch gezielte Übungen kann die Muskulatur gestärkt und die Beweglichkeit der Gelenke erhalten werden.
  • Lebensstiländerungen: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Gelenkfunktion zu erhalten und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch vorkommen, kann entzündungshemmend wirken.

Zusammenfassung der Hauptunterschiede

Merkmal Gicht Rheuma
Ursachen Erhöhte Harnsäurespiegel, genetische Faktoren, Autoimmunerkrankung, genetische und
purinreiche Ernährung, Alkoholkonsum umweltbedingte Faktoren
Symptome Plötzliche, intensive Schmerzen, Schwellungen, Chronische, symmetrische Gelenkschmerzen,
Rötungen, oft nachts beginnend Steifheit, Schwellungen, systemische Symptome
Diagnose Klinische Untersuchung, Bluttests, Klinische Untersuchung, Laboruntersuchungen
Ultraschall, Röntgen (Rheumafaktoren, Anti-CCP), bildgebende Verfahren
Behandlung NSAR, Kortikosteroide, Harnsäuresenkende Medikamente, DMARDs, Biologika, NSAR, Glukokortikoide,
Lebensstiländerungen Physiotherapie, Ergotherapie

FAQs

Was sind die Hauptursachen für Gicht?
Die Hauptursachen für Gicht sind hohe Harnsäurespiegel im Blut, die durch genetische Faktoren, Ernährung und Lebensstil beeinflusst werden können.
Kann man sowohl Gicht als auch Rheuma haben?
Ja, es ist möglich, dass eine Person sowohl Gicht als auch Rheuma hat, obwohl es selten ist.
Wie beeinflusst die Ernährung Gicht und Rheuma?
Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei beiden Erkrankungen. Bei Gicht sollte man purinreiche Lebensmittel vermeiden, während bei Rheuma entzündungshemmende Lebensmittel bevorzugt werden.
Welche Rolle spielt Genetik bei Rheuma?
Genetische Faktoren können das Risiko für die Entwicklung von Rheuma erhöhen, obwohl die genauen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind.
Gibt es Heilung für Gicht oder Rheuma?
Es gibt keine Heilung für Gicht oder Rheuma, aber beide Krankheiten können mit geeigneten Behandlungsstrategien effektiv kontrolliert werden.
Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht