Medikament gegen Gicht: Allopurinol (Tabletten)

Die Behandlung von Gicht erfordert eine umfassende Strategie, die sowohl die Linderung der akuten Symptome als auch die Prävention zukünftiger Anfälle umfasst. Ein zentraler Bestandteil dieser Behandlung ist die langfristige Kontrolle des Harnsäurespiegels im Blut. Hierbei spielt das Medikament Allopurinol eine entscheidende Rolle.

Die Bedeutung von Allopurinol in der Gichttherapie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es handelt sich um ein gut erforschtes und weit verbreitetes Medikament, das Millionen von Patienten weltweit dabei hilft, ihre Harnsäurespiegel zu kontrollieren und ein schmerzfreies Leben zu führen. Dennoch ist es wichtig, das Medikament richtig zu dosieren und mögliche Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten.

Medikament gegen Gicht: Allopurinol (Tabletten)

Was ist Allopurinol?

Allopurinol ist ein Medikament, das in der Behandlung von Gicht und anderen Erkrankungen, die mit erhöhten Harnsäurespiegeln einhergehen, eine zentrale Rolle spielt. Es gehört zur Klasse der Urikostatika, also jener Medikamente, die die Bildung von Harnsäure im Körper hemmen. Allopurinol wurde erstmals in den 1960er Jahren entwickelt und hat sich seitdem als wirksames Mittel zur Langzeitkontrolle von Gicht bewährt.

Allopurinol ist in Tablettenform erhältlich und wird oral eingenommen. Es wird schnell im Magen-Darm-Trakt resorbiert und erreicht seine maximale Plasmakonzentration innerhalb von 1,5 Stunden nach der Einnahme. Der Metabolit von Allopurinol, Oxipurinol, trägt ebenfalls zur Wirkung bei und hat eine längere Halbwertszeit, was zu einer anhaltenden Reduktion der Harnsäurespiegel führt.

Allopurinol und Gicht

Allopurinol wirkt, indem es die Aktivität der Xanthinoxidase hemmt. Dadurch wird die Umwandlung von Hypoxanthin und Xanthin in Harnsäure reduziert, was zu einer Senkung der Harnsäurespiegel im Blut führt. Der Rückgang der Harnsäurekonzentration vermindert die Bildung von Harnsäurekristallen und hilft, bestehende Kristallablagerungen in den Gelenken aufzulösen. Dies trägt zur Linderung der Entzündung und Schmerzen bei und reduziert die Häufigkeit und Schwere von Gichtanfällen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wirkweise von Allopurinol ist sein Metabolit Oxipurinol, der ebenfalls eine hemmende Wirkung auf die Xanthinoxidase hat. Oxipurinol hat eine längere Halbwertszeit als Allopurinol, was zu einer verlängerten Wirkung führt. Dies ermöglicht eine konstante Reduktion der Harnsäurespiegel und trägt zur Stabilisierung des Krankheitsverlaufs bei.

Dosierung und Einnahme

Die initiale Dosierung von Allopurinol beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosis, typischerweise 100 mg pro Tag, um das Risiko von Nebenwirkungen, insbesondere Hautreaktionen, zu minimieren. Diese Anfangsdosis kann schrittweise erhöht werden, meist in Intervallen von ein bis zwei Wochen, bis die gewünschte Harnsäurekonzentration im Blut erreicht ist. Die übliche Erhaltungsdosis liegt zwischen 200 mg und 300 mg täglich für Patienten mit leichter Gicht und kann bis zu 600 mg oder sogar 800 mg pro Tag für Patienten mit schweren Formen der Krankheit betragen.

Die Einnahme von Allopurinol sollte nach den Mahlzeiten erfolgen, um das Risiko von Magen-Darm-Beschwerden zu verringern. Es ist ratsam, die Tabletten mit ausreichend Wasser einzunehmen, um eine optimale Absorption und Wirkung zu gewährleisten. Bei höheren Tagesdosen wird häufig empfohlen, die Einnahme auf zwei oder drei Dosen zu verteilen, um eine gleichmäßige Wirkstoffkonzentration im Blut zu gewährleisten und Nebenwirkungen zu minimieren.

Regelmäßige Bluttests zur Überwachung der Harnsäurespiegel sind ein wesentlicher Bestandteil der Therapie mit Allopurinol. Diese Kontrollen helfen, die richtige Dosierung zu bestimmen und sicherzustellen, dass die Harnsäurekonzentration im therapeutischen Bereich bleibt.

Nebenwirkungen und Risiken

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Allopurinol gehören Hautreaktionen, die von milden Ausschlägen bis hin zu schweren, lebensbedrohlichen Zuständen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom oder der toxischen epidermalen Nekrolyse reichen können. Patienten sollten bei Auftreten von Hautausschlägen oder anderen ungewöhnlichen Hautveränderungen sofort einen Arzt aufsuchen.

Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls relativ häufige Nebenwirkungen, besonders zu Beginn der Behandlung. Diese Symptome können oft durch die Einnahme des Medikaments nach den Mahlzeiten gelindert werden. In seltenen Fällen kann Allopurinol zu schwerwiegenden gastrointestinalen Störungen wie einer Hepatitis führen.

Eine weitere mögliche Nebenwirkung ist die Beeinträchtigung der Leberfunktion, weshalb regelmäßige Leberfunktionstests empfohlen werden. Allopurinol kann auch die Nierenfunktion beeinflussen, insbesondere bei Patienten mit bereits bestehenden Nierenproblemen. Daher ist es wichtig, die Nierenfunktion vor Beginn der Therapie und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung zu überwachen.

Darüber hinaus kann Allopurinol zu Veränderungen des Blutbildes führen, einschließlich einer Verringerung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) oder der Blutplättchen (Thrombozytopenie). Regelmäßige Blutuntersuchungen sind daher notwendig, um diese potenziellen Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

  • Eine der wichtigsten Wechselwirkungen betrifft die gleichzeitige Anwendung von Allopurinol mit Azathioprin oder Mercaptopurin. Beide Medikamente werden häufig zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und bestimmten Krebsarten eingesetzt. Allopurinol hemmt den Abbau dieser Medikamente, was zu einer erhöhten Konzentration im Blut und einem höheren Risiko für toxische Nebenwirkungen führen kann. Daher ist es notwendig, die Dosis von Azathioprin oder Mercaptopurin erheblich zu reduzieren, wenn sie zusammen mit Allopurinol verabreicht werden.
  • Ein weiteres Medikament, das mit Allopurinol interagieren kann, ist Warfarin, ein Blutverdünner. Allopurinol kann die Wirkung von Warfarin verstärken, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen kann.
  • Diuretika, insbesondere Thiaziddiuretika, die häufig zur Behandlung von Bluthochdruck und Ödemen eingesetzt werden, können ebenfalls Wechselwirkungen mit Allopurinol haben. Thiaziddiuretika können die Harnsäurespiegel erhöhen, was die Wirkung von Allopurinol beeinträchtigen und das Risiko von Gichtanfällen erhöhen kann.
  • Antibiotika wie Ampicillin und Amoxicillin können in Kombination mit Allopurinol das Risiko von Hautreaktionen erhöhen. Patienten sollten über diese Möglichkeit informiert sein und bei Auftreten von Hautausschlägen oder anderen allergischen Reaktionen sofort einen Arzt aufsuchen.
  • Darüber hinaus kann Allopurinol die Wirkung von Theophyllin, einem Medikament zur Behandlung von Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), verstärken.

FAQs

Wie wirkt Allopurinol?
Allopurinol hemmt das Enzym Xanthinoxidase, wodurch die Produktion von Harnsäure im Körper reduziert wird.
Welche Nebenwirkungen hat Allopurinol?
Häufige Nebenwirkungen sind Hautausschläge und Magen-Darm-Beschwerden; selten können schwere Hautreaktionen oder Leberfunktionsstörungen auftreten.
Wie sollte Allopurinol eingenommen werden?
Allopurinol sollte nach den Mahlzeiten mit ausreichend Wasser eingenommen werden, um Magenbeschwerden zu vermeiden.
Kann Allopurinol zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen werden?
Allopurinol kann Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten wie Azathioprin und Warfarin haben; es ist wichtig, den Arzt über alle eingenommenen Medikamente zu informieren.
Wie lange dauert es, bis Allopurinol wirkt?
Die Wirkung von Allopurinol beginnt in der Regel nach einigen Tagen, aber es kann mehrere Wochen dauern, bis die Harnsäurespiegel stabilisiert sind.
Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht