Die Achillessehne, eine der stärksten und größten Sehnen des menschlichen Körpers, spielt eine entscheidende Rolle bei der Kraftübertragung vom Muskel auf das Skelett. Ihre Funktion ist essenziell für alltägliche Bewegungen wie Gehen, Laufen oder Springen. Doch trotz ihrer Stärke ist die Achillessehne auch anfällig für spezifische Erkrankungen, darunter auch Gicht, eine Form von Arthritis, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken charakterisiert wird.
Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Gicht ist entscheidend, um langfristige Schäden an der Achillessehne und den umgebenden Strukturen zu vermeiden. Daher ist es wichtig, bei ersten Anzeichen eines Gichtanfalls umgehend medizinischen Rat einzuholen.
Wie entsteht Gicht an der Achillessehne?
Wenn die Harnsäurekonzentration im Blut zu hoch wird, beginnen sich Kristalle zu bilden. Diese scharfen, nadelförmigen Kristalle lagern sich bevorzugt in kühleren Bereichen des Körpers ab, wie den Gelenken der großen Zehen, aber auch in der Achillessehne. Warum die Achillessehne betroffen sein kann, liegt an ihrer Nähe zum Fersenbein, einem Bereich, der oft kühler ist als andere Körperteile, was die Kristallbildung begünstigt.
Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung von Gicht gehören genetische Veranlagung, Fettleibigkeit, hoher Alkoholkonsum, eine purinreiche Ernährung (zum Beispiel durch den Verzehr von Fleisch, Meeresfrüchten und bestimmten Hülsenfrüchten) sowie bestimmte Medikamente, die die Harnsäureausscheidung beeinträchtigen können.
Symptome der Gicht an der Achillessehne
Das häufigste und auffälligste Symptom ist ein plötzlicher, starker Schmerz im Bereich der Ferse, insbesondere an der Rückseite, wo die Achillessehne verläuft. Dieser Schmerz kann so intensiv sein, dass selbst leichte Berührungen oder der Druck von Schuhen unerträglich werden. In vielen Fällen tritt der Schmerz nachts oder in den frühen Morgenstunden auf und verschlimmert sich bei Bewegung.
Neben den Schmerzen kommt es häufig zu einer deutlichen Schwellung der Achillessehne und des umliegenden Gewebes. Die betroffene Region kann stark gerötet und überwärmt sein, was auf die Entzündungsreaktion des Körpers hinweist. Diese Schwellung und Überwärmung sind typische Anzeichen für eine akute Gichtattacke.
Ein weiteres Symptom ist die eingeschränkte Beweglichkeit der Ferse und des Fußes. Die Entzündung und der Schmerz können das Gehen, Laufen oder sogar das einfache Stehen erheblich erschweren. Viele Patienten berichten, dass sie ihren Fuß nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr belasten können, was ihre Mobilität stark einschränkt.
In einigen Fällen können sich auch kleine, harte Knötchen unter der Haut bilden, die als Tophi bezeichnet werden. Diese Tophi sind Ansammlungen von Harnsäurekristallen, die sich in chronischen Gichtfällen entwickeln und oft um die Achillessehne herum auftreten. Sie können zusätzlich zu den Schmerzen und der Schwellung beitragen und die Sehne weiter schwächen.
Diagnose der Gicht an der Achillessehne
Bildgebende Verfahren spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Gicht an der Achillessehne. Ein Ultraschall kann die Ansammlung von Harnsäurekristallen und die Entzündung der Sehne sichtbar machen. In einigen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein, um detaillierte Bilder der Weichteile und der Sehne zu erhalten und andere potenzielle Ursachen wie Achillessehnenrisse oder -entzündungen auszuschließen.
Laboruntersuchungen sind ebenfalls entscheidend für die Diagnose. Ein Bluttest zur Bestimmung der Harnsäurekonzentration kann helfen, Hyperurikämie zu bestätigen, die oft mit Gicht assoziiert ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass erhöhte Harnsäurewerte allein nicht ausreichen, um Gicht zu diagnostizieren, da einige Menschen mit hohen Harnsäurespiegeln keine Symptome entwickeln. Zusätzlich können Entzündungsmarker wie C-reaktives Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) gemessen werden, um das Ausmaß der Entzündung zu bewerten.
Eine definitive Diagnose kann durch die Analyse der Synovialflüssigkeit, die aus einem betroffenen Gelenk oder der Sehne entnommen wird, gestellt werden. Unter einem Mikroskop können Harnsäurekristalle in der Flüssigkeit nachgewiesen werden, was eine sichere Bestätigung der Gicht darstellt.
Medikamentöse Therapien
- Zu den ersten und häufigsten eingesetzten Medikamenten gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs). Diese Wirkstoffe, wie Ibuprofen und Naproxen, wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Sie sind besonders wirksam bei der Linderung der akuten Symptome und helfen, die Entzündung in der Achillessehne rasch zu reduzieren. NSAIDs sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, da sie bei langfristiger Anwendung Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme verursachen können.
- Eine weitere wichtige Medikamentengruppe sind die Colchicine. Colchicin ist ein spezielles Mittel, das besonders effektiv bei der Behandlung akuter Gichtanfälle ist. Es wirkt, indem es die Mobilisierung und Ansammlung von entzündlichen Zellen in den betroffenen Bereichen verhindert. Colchicin kann jedoch ebenfalls Nebenwirkungen haben, insbesondere bei höheren Dosierungen, einschließlich Magen-Darm-Beschwerden.
- Für Patienten, die keine NSAIDs oder Colchicine vertragen oder bei denen diese Medikamente nicht ausreichend wirksam sind, können Corticosteroide eine Alternative sein. Diese stark entzündungshemmenden Medikamente können oral eingenommen oder direkt in das betroffene Gewebe injiziert werden. Corticosteroide bieten eine schnelle Linderung der Symptome, sollten jedoch aufgrund potenzieller Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme und erhöhter Blutzuckerspiegel, ebenfalls nur kurzfristig und unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden.
- Langfristig zielt die Behandlung von Gicht darauf ab, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken, um zukünftige Anfälle zu verhindern. Hier kommen Urikostatika wie Allopurinol und Febuxostat zum Einsatz. Diese Medikamente hemmen die Produktion von Harnsäure im Körper und sind effektiv in der Langzeitprävention von Gichtanfällen. Allopurinol ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente dieser Klasse und wird gut vertragen. Febuxostat ist eine neuere Alternative, die besonders bei Patienten mit Unverträglichkeit gegenüber Allopurinol eingesetzt wird.
- Urikosurika, wie Probenecid, sind eine weitere Medikamentengruppe, die die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren fördert. Diese Medikamente werden seltener eingesetzt, sind jedoch eine Option für Patienten, bei denen die Harnsäureausscheidung das Hauptproblem darstellt.