Gicht am großen Zeh: Symptome, Anzeichen, was zu tun ist, Behandlung, was hilft

Gicht wird nicht nur durch ihre schmerzhaften Symptome definiert, sondern auch durch ihre wiederkehrende Natur und die potenziell dauerhaften Schäden, die sie an den Gelenken verursachen kann. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind daher entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und langfristige Komplikationen zu vermeiden.

In Deutschland betrifft Gicht etwa 1-2% der Bevölkerung, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Diese Geschlechterunterschiede sind vor allem auf hormonelle Faktoren zurückzuführen, da Östrogene einen schützenden Effekt auf die Harnsäureausscheidung haben. Frauen sind daher meist erst nach den Wechseljahren betroffen, wenn der Östrogenspiegel sinkt.

Gicht am großen Zeh: Symptome, Anzeichen, was zu tun ist, Behandlung, was hilft

Warum der große Zeh betroffen ist

Der große Zeh ist eine der häufigsten Stellen, an denen Gichtanfälle auftreten, und dies hat mehrere anatomische und physiologische Gründe. Zunächst einmal sind die Gelenke des großen Zehs, auch als Metatarsophalangealgelenk bezeichnet, häufig Belastungen und Mikrotraumen ausgesetzt. Diese Belastungen entstehen durch das ständige Tragen des Körpergewichts beim Gehen und Stehen. Diese mechanischen Einflüsse können die lokale Gewebedurchblutung beeinträchtigen und begünstigen somit die Ablagerung von Harnsäurekristallen.

Ein weiterer Faktor ist die relativ niedrigere Temperatur in den peripheren Gelenken wie dem großen Zeh. Harnsäurekristalle neigen dazu, sich in kälteren Umgebungen schneller zu bilden. Da die Temperatur in den Füßen im Vergleich zum zentralen Körperkern niedriger ist, fördert dies die Kristallbildung in den Gelenken des großen Zehs.

Der große Zeh ist zudem ein Bereich mit einem begrenzten Blutfluss im Vergleich zu größeren Gelenken. Dies bedeutet, dass die Entfernung von Harnsäure aus dem Gelenk langsamer erfolgt, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich Kristalle bilden und ablagern.

Statistiken zeigen, dass etwa die Hälfte aller Gichtanfälle den großen Zeh betrifft, was ihn zum häufigsten Einzelgelenk für diese Erkrankung macht.  

Symptome von Gicht im großen Zeh

Die ersten Anzeichen eines Gichtanfalls im großen Zeh treten oft plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Patienten berichten häufig von einem plötzlich einsetzenden, starken Schmerz, der meist in den frühen Morgenstunden beginnt. Dieser Schmerz kann so intensiv sein, dass selbst das Gewicht einer Bettdecke unerträglich wird.

Während eines akuten Gichtanfalls sind die betroffenen Gelenke stark entzündet. Zu den akuten Symptomen gehören:

Intensiver Schmerz: Der Schmerz ist oft unerträglich und erreicht seinen Höhepunkt innerhalb weniger Stunden.
Schwellung: Das Gelenk schwillt an und fühlt sich warm an.
Rötung: Die Haut über dem betroffenen Gelenk kann sich rot oder lila verfärben und glänzend erscheinen.
Empfindlichkeit: Selbst die leichteste Berührung oder der geringste Druck auf das betroffene Gelenk kann extreme Schmerzen verursachen.

Diese akuten Symptome halten in der Regel mehrere Tage bis zu einer Woche an. Unbehandelt können die Anfälle länger andauern und häufiger wiederkehren.

Bei chronischer Gicht können sich die Symptome verändern und längerfristige Schäden verursachen. Zu den chronischen Symptomen gehören:

Gelenkdeformationen: Wiederholte Anfälle können zu dauerhaften Veränderungen und Verformungen des Gelenks führen.
Tophi: Dies sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen, die sich unter der Haut ansammeln und kleine, harte Knoten bilden. Diese Knoten können schmerzhaft und entzündet sein.
Anhaltende Schmerzen: Zwischen den akuten Anfällen können kontinuierliche, weniger intensive Schmerzen auftreten.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung von Gicht zielt darauf ab, sowohl akute Anfälle zu lindern als auch langfristig den Harnsäurespiegel im Blut zu senken. Diese zweigleisige Strategie ist entscheidend, um Schmerzen zu reduzieren und künftigen Gichtanfällen vorzubeugen.

Akute Gichtanfälle behandeln

Bei einem akuten Gichtanfall stehen vor allem die Linderung der Schmerzen und die Reduktion der Entzündung im Vordergrund. Hierfür werden folgende Medikamente eingesetzt:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen sind die erste Wahl zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
  • Colchicin: Dieses Medikament ist besonders wirksam bei der Bekämpfung der akuten Symptome von Gicht. Es sollte innerhalb der ersten 24 Stunden eines Anfalls eingenommen werden.
  • Kortikosteroide: Wenn NSAR und Colchicin nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, können Kortikosteroide wie Prednisolon eingesetzt werden. Diese Medikamente können oral eingenommen oder direkt ins betroffene Gelenk injiziert werden.

Langfristige Kontrolle und Prävention

Um zukünftige Gichtanfälle zu verhindern, ist es essenziell, den Harnsäurespiegel im Blut dauerhaft zu senken. Hierfür kommen folgende Medikamente zum Einsatz:

  • Urikosurika: Diese Medikamente, wie Probenecid, erhöhen die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.
  • Xanthinoxidase-Hemmer: Allopurinol und Febuxostat gehören zu dieser Gruppe und hemmen das Enzym Xanthinoxidase, das für die Produktion von Harnsäure verantwortlich ist.

Die Wahl des geeigneten Medikaments und die Dosierung müssen individuell angepasst werden, basierend auf dem Harnsäurespiegel, der Nierenfunktion und möglichen Begleiterkrankungen des Patienten. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Bluttests sind notwendig, um die Wirksamkeit der Therapie zu überwachen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Effektive Hausmittel

Neben der medikamentösen Behandlung gibt es eine Vielzahl von Hausmitteln, die zur Linderung der Symptome von Gicht im großen Zeh beitragen können. Diese natürlichen Heilmittel können helfen, Schmerzen zu reduzieren, Entzündungen zu lindern und die Harnsäureausscheidung zu fördern.

  • Kühlung und Ruhe
    Eine der einfachsten und effektivsten Methoden zur sofortigen Linderung bei einem akuten Gichtanfall ist die Kühlung des betroffenen Gelenks. Das Auflegen von Kühlpacks oder kalten Kompressen kann helfen, die Entzündung zu reduzieren und den Schmerz zu lindern.
  • Hydratation
    Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um die Harnsäurekonzentration im Blut zu senken und die Ausscheidung über die Nieren zu fördern. Wasser ist die beste Wahl, aber auch Kräutertees wie Brennnesseltee, der harntreibende Eigenschaften besitzt, können unterstützend wirken.
  • Kirschsaft
    Studien haben gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von Kirschsaft die Häufigkeit von Gichtanfällen reduzieren kann. Kirschen und Kirschsaft enthalten Anthocyane, die entzündungshemmende Eigenschaften haben und helfen können, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken.
  • Apfelessig
    Apfelessig wird oft als Hausmittel bei Gicht empfohlen. Er enthält Essigsäure, die den Stoffwechsel anregen und die Ausscheidung von Harnsäure unterstützen kann. Ein bis zwei Teelöffel Apfelessig in einem Glas Wasser, zwei- bis dreimal täglich eingenommen, können hilfreich sein.
  • Backpulver
    Backpulver kann ebenfalls helfen, den Harnsäurespiegel zu senken. Es wirkt alkalisierend und kann den pH-Wert des Blutes anheben, wodurch die Harnsäure löslicher wird und besser ausgeschieden werden kann. Ein halber Teelöffel Backpulver in einem Glas Wasser, bis zu viermal täglich, kann während eines akuten Anfalls Linderung bringen.
  • Ingwer
    Ingwer hat starke entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, die bei der Linderung von Gichtsymptomen helfen können. Frischer Ingwer kann in die Ernährung integriert oder als Tee konsumiert werden. Auch das Auftragen von Ingwerpaste auf das betroffene Gelenk kann die Schmerzen lindern.
  • Brennnesseltee
    Brennnesseltee ist ein weiteres bewährtes Hausmittel bei Gicht. Die Brennnessel hat harntreibende und entzündungshemmende Eigenschaften, die helfen können, die Harnsäureausscheidung zu erhöhen und Entzündungen zu reduzieren. Zwei bis drei Tassen Brennnesseltee täglich können unterstützend wirken.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es gibt bestimmte Symptome, die darauf hinweisen, dass sofort ärztliche Hilfe erforderlich ist:

  1. Plötzliche, starke Schmerzen: Wenn ein plötzlich auftretender, intensiver Schmerz im großen Zeh auftritt, der die Beweglichkeit einschränkt und von Schwellung und Rötung begleitet wird, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden.
  2. Schwere Entzündung: Eine starke Entzündung des Gelenks, die mit Fieber, Schüttelfrost oder allgemeinem Unwohlsein einhergeht, kann auf eine infektiöse Arthritis hinweisen, die eine sofortige medizinische Intervention erfordert.
  3. Anhaltende oder wiederkehrende Anfälle: Wenn Gichtanfälle häufig wiederkehren oder die Symptome trotz Behandlung anhalten, ist eine erneute ärztliche Bewertung notwendig.

FAQs

Was sind die ersten Anzeichen von Gicht im großen Zeh?
Die ersten Anzeichen sind plötzliche, starke Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im großen Zeh.
Welche Lebensmittel sollten bei Gicht vermieden werden?
Lebensmittel mit hohem Purin-Gehalt wie Innereien, Sardinen und alkoholische Getränke sollten vermieden werden.
Kann Gicht geheilt werden?
Gicht kann nicht vollständig geheilt, aber gut kontrolliert und gemanagt werden, um Anfälle zu vermeiden.
Sind Hausmittel bei Gicht wirksam?
Ja, Hausmittel wie Kirschsaft und Apfelessig können helfen, die Symptome zu lindern.
Wie kann man Gichtanfällen vorbeugen?
Durch eine purinarme Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Alkohol können Gichtanfälle vorgebeugt werden.
Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht