Gicht ist eine schmerzhafte Form der Arthritis, die durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut verursacht wird. Harnsäure entsteht, wenn Purine, die natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vorkommen, abgebaut werden. Wenn der Körper nicht in der Lage ist, überschüssige Harnsäure wirksam auszuscheiden, können sich Kristalle in den Gelenken ablagern und Entzündungen verursachen.
Zwar gibt es verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten für Gicht, doch spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle des Harnsäurespiegels und der Vorbeugung von Exazerbationen. In diesem Artikel geben wir einen umfassenden Überblick über die Grundlagen einer gichtfreundlichen Ernährung. Wir erläutern die Rolle der Purine, erörtern die Auswirkungen anderer Bestandteile der Ernährung und geben praktische Ratschläge für die Menüplanung.
Die Bedeutung der richtigen Ernährung bei Gicht
Eine geeignete Ernährungsweise ist von entscheidender Bedeutung für die effektive Behandlung und Prävention von Gichtanfällen. Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen, die natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vorkommen.
Die Rolle der Purine in der Ernährung und ihre Auswirkungen auf den Harnsäurespiegel
Auf biochemischer Ebene werden Purine durch Enzyme zu Harnsäure abgebaut, die dann über die Nieren ausgeschieden wird. Bei Menschen mit bestehenden Nierenproblemen zum Beispiel kann dieser Ausscheidungsprozess jedoch beeinträchtigt sein. Infolgedessen sammelt sich überschüssige Harnsäure im Blut an.
Sobald der Harnsäurespiegel einen kritischen Wert überschreitet, beginnt die Substanz, sich in kristalliner Form abzulagern, vorzugsweise in den Gelenken und deren Umgebung. Diese mikroskopisch kleinen Harnsäurekristalle verursachen eine ausgeprägte Entzündungsreaktion, die für die typischen Gichtsymptome verantwortlich ist: starke Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung der betroffenen Gelenke.
Durch eine konsequente Reduktion der Purinaufnahme in der Ernährung können die Patienten den Harnsäurespiegel wirksam senken und so eine Verschlimmerung der Krankheit verhindern. Eine purinarme Ernährung ist der Eckpfeiler der nichtmedikamentösen Behandlung von Gicht. In Kombination mit einer medikamentösen Therapie zur Senkung und Kontrolle des Harnsäurespiegels kann sie die Rückbildung der Krankheit erheblich fördern und langfristige Gelenkschäden verhindern.
Auswirkung anderer Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) auf Gicht
Obwohl Purine die Hauptursache für Gichtanfälle sind, können auch andere Nahrungsbestandteile eine Rolle spielen und den Verlauf der Krankheit beeinflussen. Eine ganzheitliche Ernährung sollte daher nicht nur den Puringehalt, sondern auch die Aufnahme von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen berücksichtigen.
- Kohlenhydrate
Entgegen häufig verbreiteter Mythen haben komplexe Kohlenhydrate, die in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse enthalten sind, keinen direkten Einfluss auf die Entstehung von Gicht. Ein ausgewogener Verzehr dieser Lebensmittel wird sogar empfohlen, da sie purinarm sind und wichtige Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten. - Fette
Auch die Gesamtmenge und die Zusammensetzung der Fette in der Ernährung spielen eine Rolle. Empfehlenswert ist eine Ernährung, die reich an gesunden mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus Nüssen, Samen und Olivenöl ist, während der Verzehr von gesättigten Fettsäuren aus Fleisch und Milchprodukten eingeschränkt werden sollte. - Proteine
Proteine aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten sind für Menschen mit Gicht unbedenklich. Eiweiß aus Fisch und magerem Geflügel kann in Maßen verzehrt werden. Dagegen sollte der Verzehr von purinreichem Fleisch wie Rind, Lamm oder Innereien eingeschränkt werden.
Was sollten Sie nicht essen, wenn Sie Gicht haben? Liste der verbotenen Lebensmittel
Um Gichtanfällen wirksam vorzubeugen, ist es notwendig, den Verzehr von purinreichen Lebensmitteln stets zu begrenzen. Hier sind die wichtigsten Lebensmittel, die Sie meiden sollten:
- Innereien
An erster Stelle stehen Innereien wie Leber, Nieren und Zungen. Diese Organe weisen extrem hohe Purinwerte auf, die den Harnsäurespiegel dramatisch in die Höhe treiben können. Daher sollten Gichtpatienten Innereien aller Art komplett von ihrem Speiseplan streichen. - Fleisch
Insbesondere Rind- und Lammfleisch sind sehr purinreich. Aber auch andere Fleischsorten wie Schweinefleisch, Wildspezialitäten und vor allem die Gelees, Fonds und Soßen von Fleischgerichten enthalten reichlich Purine. Allenfalls magere Portionen von Geflügelfleisch in Maßen sind vertretbar. - Meeresfrüchte
Muscheln, Krabben, Garnelen und bestimmte Fischarten wie Sardinen, Makrelen und Hering gelten als echte Purinbomben. Fischgerichte sollten daher auf purinärmere Alternativen wie Kabeljau, Scholle oder Lachs beschränkt werden. - Hülsenfrüchte
Linsen, Kichererbsen, Bohnen und Erbsen haben ebenfalls einen relativ hohen Puringehalt. Gichtpatienten müssen bei Hülsenfrüchten vorsichtig sein und nur kleine Portionsgrößen zu sich nehmen. - Alkohol und zuckerhaltige Getränke
Alkohol, insbesondere Bier mit seinem hohen Puringehalt, sollte gemieden werden. Auch zuckerhaltige Erfrischungsgetränke begünstigen Gichtanfälle und sind daher keine gute Wahl.
Was darf ich bei Gicht essen?
Obwohl viele Lebensmittel für Gichtkranke tabu sind, gibt es viele schmackhafte und nahrhafte Alternativen, die bedenkenlos in den Speiseplan aufgenommen werden können. Mit der richtigen Auswahl an Lebensmitteln lässt sich eine ausgewogene, purinarme Ernährung gestalten:
- Obst und Gemüse
Die meisten Obst- und Gemüsesorten haben einen sehr niedrigen Puringehalt und sind reich an wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Besonders empfehlenswert sind purinarme Sorten wie Brokkoli, Paprika, Tomaten, Gurken, Karotten, Beeren und Zitrusfrüchte. - Getreideprodukte
Vollkornprodukte aus Hafer, Reis, Hirse oder Quinoa sind ideal bei Gicht. Sie liefern wichtige komplexe Kohlenhydrate und enthalten nur geringe Purinmengen. Von raffiniertem Weißbrot und -nudeln sollte man jedoch Abstand nehmen. - Hülsenfrüchte
In Maßen sind die meisten Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Kidneybohnen erlaubt. Besonders purinarme Sorten sind grüne Bohnen und Erbsen. - Nüsse und Samen
Nüsse sowie Leinsamen, Chiasamen und Kürbiskerne sind nicht nur proteinreich, sondern enthalten auch gesunde Fette und Ballaststoffe. - Milchprodukte
Fettarme Milch, Joghurt und Quark können ebenfalls verzehrt werden, solange sie mit Maß und Ziel konsumiert werden. - Kräuter und Gewürze
Um Aromen und Geschmack in die Mahlzeiten zu bringen, sind Kräuter und Gewürze wie Knoblauch, Zwiebeln, Pfeffer, Muskat & Co. ideal geeignet.
Beispiele für gesunde Ernährung und ihre Grundsätze
- Vegetarische Ernährung
Eine vegetarische Kost, die auf Fleisch und Fisch weitestgehend verzichtet, ist eine exzellente Option für Gichtpatienten. Da Innereien, Fleisch und Meeresfrüchte zu den purinreichsten Lebensmitteln zählen, werden durch den Verzicht auf diese Nahrungsmittelgruppen die Harnsäurewerte automatisch gesenkt. Mit Hülsenfrüchten, Nüssen, Eiern und fettarmem Milchprodukten stehen vegetarischen Ernährungsformen ausreichend Proteinquellen zur Verfügung. - Vegane Ernährung
Die vegane Ernährungsweise geht noch einen Schritt weiter und schließt neben Fleisch und Fisch auch sämtliche anderen Produkte tierischen Ursprungs aus. Mit dieser strengen Restriktion der purinhaltigen Lebensmittel sind die Harnsäurewerte auf einem überaus niedrigen Niveau. Jedoch müssen vegane Gichtpatienten Vorsicht walten lassen beim Konsum bestimmter Hülsenfrüchten wie Linsen und kompensieren den Eiweißbedarf über Proteinquellen wie Tofu, Tempeh oder Lupinenprotein. - Mediterrane Ernährung
Die traditionelle mediterrane Kost mit ihrer Betonung auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Olivenöl und moderaten Mengen an Fisch und Meeresfrüchten enthält zwar einige purinarme Lebensmittel, muss für Gichtpatienten aber angepasst werden. Durch Reduzierung des Fisch- und Meeresfrüchtekonsums sowie eines generell fleischarmen Ansatzes, lässt sich die mediterrane Küche sehr gut gichtfreundlich gestalten.
Unabhängig vom Ernährungskonzept sollte der Fokus stets auf natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln mit niedrigem Puringehalt liegen. Eine ausreichende Proteinzufuhr ist essenziell und lässt sich auch auf pflanzlicher Basis sicherstellen.
Wie man eine Diät macht: Menüplanung, Zählen der Purine
Eine wirksame Diät erfordert eine gewisse Planung und Disziplin, vor allem zu Beginn. Ziel ist es, die tägliche Purinaufnahme unter die sichere Grenze von 200-400 mg zu senken und gleichzeitig eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung beizubehalten.
- Schritt 1: Führen Sie ein Tagebuch.
Notieren Sie einige Tage lang alle Lebensmittel, die Sie zu sich nehmen, sowie die Portionsgrößen. Purine verstecken sich oft an unerwarteten Stellen, und so können Sie sich ein Bild von Ihrer aktuellen Situation machen. - Schritt 2: Finden Sie alternative Lebensmittel.
Vergleichen Sie den Puringehalt der Lebensmittel, die Sie verzehren, und finden Sie geeignete Alternativen mit weniger Purinen, z. B. Gemüse statt Innereien, Tofu statt Rindfleisch. - Schritt 3: Erstellen Sie einen Menüplan
Erstellen Sie anhand der purinarmen Alternativen einen Speiseplan für die kommende Woche. - Schritt 4: Achten Sie auf die Portionsgrößen
Selbst bei erlaubten Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten oder Geflügel ist Maßhalten wichtig. Feste Portionen sollten 100-150 g pro Mahlzeit betragen. - Schritt 5: Berechnen Sie die Menge der Purine
Addieren Sie die Menge an Purinen in den Lebensmitteln, die Sie pro Tag zu sich nehmen. Werte unter 200 mg sind ideal für einen akuten Gichtanfall, und unter 400 mg sind ideal für die Aufrechterhaltung der Remission. - Schritt 6: Trinken nicht vergessen
Trinken Sie viel Flüssigkeit in Form von Wasser, ungesüßtem Tee oder verdünnten Fruchtsäften. - Schritt 7: Planen Sie Bewegung
Regelmäßige moderate Bewegung, wie z. B. Spazierengehen, fördert die Harnsäureausscheidung und stabilisiert zudem Ihr Gewicht.
Praktische Tipps und Diätempfehlungen
Hier sind einige erprobte Tipps, die Ihnen den Einstieg erleichtern und die strikte Umsetzung einer Gichtdiät langfristig vereinfachen:
- Lassen Sie sich beraten
Arbeiten Sie am besten mit einem Diätassistenten oder Ernährungsberater zusammen, der Sie individuell betreut und dabei unterstützt, Ihre Gewohnheiten umzustellen. - Langsam und stetig
Radikale Umstellungen führen oftmals zum Scheitern. Integrieren Sie purinarme Alternativen nach und nach in Ihren Speiseplan. Bleiben Sie dabei hartnäckig und loben Sie jeden kleinen Erfolg. - Pläne machen
Vorbereitung ist der halbe Sieg gegen Heißhungerattacken. Planen Sie Mahlzeiten, kaufen Sie im Voraus ein und haben Sie gichtfreundliche Snacks für unterwegs parat. - Kreativität in der Küche
Mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Kräutern lassen sich viele leckere Mahlzeiten zaubern. Experimentieren Sie mit neuen Rezepten und tauschen Sie Ideen aus. - Familien-Fokus
Beziehen Sie Familie und Freunde ein. Gemeinsames Kochen macht Spaß und die Umstellung fällt allen leichter als Gemeinschaftsprojekt. - Geduld haben
Ernährungsumstellungen benötigen bis zu 12 Wochen, um Wirkung zu zeigen. Lassen Sie sich nicht beirren, falls kurzfristig keine Besserung eintritt. Bleiben Sie dran! - Wasser marsch!
Trinken Sie 2-3 Liter Wasser oder andere koffeinfreie Getränke täglich. Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unterstützt die Harnsäureausscheidung.