Der Unterschied zwischen Arthrose und Gicht

Arthrose und Gicht sind zwei der häufigsten Gelenkerkrankungen, die Millionen von Menschen weltweit betreffen. Beide Krankheiten führen zu erheblichen Beschwerden und können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Obwohl sie oft miteinander verwechselt werden, unterscheiden sich Arthrose und Gicht in ihren Ursachen, Symptomen und Behandlungsansätzen erheblich.

Das Verständnis der Unterschiede zwischen Arthrose und Gicht ist entscheidend für eine genaue Diagnose und die Wahl der richtigen Behandlung. Beide Erkrankungen erfordern spezifische Managementstrategien, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Bei Arthrose konzentrieren sich die Behandlungsansätze häufig auf Schmerzmanagement, physikalische Therapie und Lebensstiländerungen, während bei Gicht die Senkung des Harnsäurespiegels und die Vermeidung von Auslösern im Vordergrund stehen.

Der Unterschied zwischen Arthrose und Gicht

Was sind Arthrose und Gicht?

Arthrose, auch als Osteoarthritis bezeichnet, ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den schrittweisen Abbau des Gelenkknorpels gekennzeichnet ist. Knorpel ist ein glattes Gewebe, das die Enden der Knochen in den Gelenken bedeckt und als Puffer fungiert, um reibungsfreie Bewegungen zu ermöglichen. Bei Arthrose verschleißt dieser Knorpel allmählich, was zu einer schmerzhaften Reibung der Knochen führt. Die häufigsten Ursachen von Arthrose sind Alter, Übergewicht, frühere Gelenkverletzungen und genetische Faktoren. Zu den typischen Symptomen gehören Gelenkschmerzen, Steifheit, Schwellungen und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Arthrose betrifft am häufigsten die Knie, Hüften, Hände und die Wirbelsäule.

Gicht hingegen ist eine Form der entzündlichen Arthritis, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht wird. Harnsäure ist ein Abfallprodukt des Stoffwechsels, das normalerweise über die Nieren ausgeschieden wird. Wenn der Körper jedoch zu viel Harnsäure produziert oder die Nieren nicht in der Lage sind, sie effektiv auszuscheiden, steigt der Harnsäurespiegel im Blut an. Dies kann zur Bildung von scharfen, nadelartigen Kristallen in den Gelenken führen, was plötzliche und intensive Schmerzanfälle auslöst. Diese Anfälle, auch als Gichtanfälle bekannt, sind oft begleitet von Rötung, Schwellung und Hitze im betroffenen Gelenk. Das Großzehengelenk ist besonders häufig betroffen, aber auch andere Gelenke wie Knöchel, Knie und Handgelenke können betroffen sein.

Während Arthrose eine chronische und langsam fortschreitende Erkrankung ist, die sich über Jahre entwickelt, treten Gichtanfälle oft plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Ein weiterer Unterschied liegt in den Risikofaktoren: Während Arthrose häufig mit dem Alter, Übergewicht und mechanischer Belastung der Gelenke zusammenhängt, sind bei Gicht genetische Prädisposition, Ernährungsgewohnheiten und bestimmte gesundheitliche Zustände wie Niereninsuffizienz oder metabolisches Syndrom maßgeblich.

Die Diagnose beider Erkrankungen erfordert eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung durch einen Facharzt. Bei Arthrose werden häufig bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT eingesetzt, um den Zustand des Gelenkknorpels und der Knochen zu beurteilen. Bei Gicht ist eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des Harnsäurespiegels und eine Analyse der Gelenkflüssigkeit auf Kristalle entscheidend.

Die Behandlungsstrategien für Arthrose und Gicht unterscheiden sich ebenfalls erheblich. Arthrose wird in der Regel mit Schmerzmitteln, entzündungshemmenden Medikamenten, physikalischer Therapie und Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion und gelenkschonender Bewegung behandelt. Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern, die Gelenkfunktion zu erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Bei Gicht liegt der Schwerpunkt auf der akuten Schmerzlinderung während eines Anfalls sowie auf langfristigen Maßnahmen zur Senkung des Harnsäurespiegels. Dies umfasst Medikamente zur Reduktion der Harnsäureproduktion oder zur Förderung ihrer Ausscheidung, sowie Ernährungsumstellungen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Unterschiede in den Ursachen

Arthrose und Gicht, obwohl beide Gelenkerkrankungen sind, entstehen durch sehr unterschiedliche pathophysiologische Prozesse. Das Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend für die Diagnose, Behandlung und Prävention beider Krankheiten.

Ursachen der Arthrose

  • Alter: Der Alterungsprozess spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Arthrose. Mit zunehmendem Alter verliert der Knorpel an Elastizität und Widerstandsfähigkeit, was ihn anfälliger für Verschleiß macht.
  • Übergewicht: Übergewicht und Adipositas sind bedeutende Risikofaktoren für Arthrose, insbesondere in den gewichttragenden Gelenken wie Knie und Hüften. Das zusätzliche Gewicht erhöht den mechanischen Stress auf die Gelenke und beschleunigt den Knorpelabbau.
  • Genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren zur Entstehung von Arthrose beitragen können. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Arthrose haben ein erhöhtes Risiko, die Krankheit zu entwickeln.
  • Gelenkverletzungen: Frühere Verletzungen der Gelenke, wie Brüche, Bänderrisse oder Meniskusschäden, können die Entwicklung von Arthrose begünstigen. Diese Verletzungen können die Gelenkstruktur schwächen und den Knorpelabbau beschleunigen.
  • Berufliche und sportliche Belastung: Bestimmte Berufe und Sportarten, die mit wiederholten, belastenden Bewegungen verbunden sind, können das Risiko für Arthrose erhöhen.
  • Fehlstellungen und biomechanische Probleme: Fehlstellungen der Gelenke, wie X- oder O-Beine, können zu ungleichmäßiger Belastung und vorzeitigem Knorpelverschleiß führen.

Ursachen der Gicht

Gicht, eine entzündliche Arthritis, wird durch die Ansammlung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht. Die Ursachen der Gicht sind ebenfalls vielfältig und umfassen:

  • Erhöhte Harnsäureproduktion: Einige Menschen produzieren aufgrund genetischer Prädisposition oder bestimmter Stoffwechselstörungen übermäßig viel Harnsäure. Dies kann zur Kristallbildung in den Gelenken führen.
  • Verminderte Harnsäureausscheidung: Eine unzureichende Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren ist eine häufige Ursache von Gicht. Erkrankungen wie chronische Nierenerkrankungen können die Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigen.
  • Ernährung: Eine purinreiche Ernährung trägt maßgeblich zur Entwicklung von Gicht bei. Lebensmittel wie rotes Fleisch, Meeresfrüchte, Innereien und Alkohol (insbesondere Bier) enthalten hohe Mengen an Purinen, die im Körper zu Harnsäure metabolisiert werden.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Diuretika, Aspirin in niedrigen Dosen und einige Chemotherapeutika, können den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen und das Risiko für Gicht erhöhen.
  • Metabolisches Syndrom und andere Erkrankungen: Das metabolische Syndrom, das Übergewicht, Bluthochdruck, Insulinresistenz und abnorme Fettwerte im Blut umfasst, ist ein bekannter Risikofaktor für Gicht. Auch andere Erkrankungen wie Diabetes und Hypertonie können das Risiko erhöhen.

Während Arthrose primär durch mechanischen Verschleiß und degenerative Prozesse verursacht wird, liegt der Gicht eine Stoffwechselstörung zugrunde, die zur Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken führt. Die Ursachen von Arthrose sind oft mit Alter, mechanischer Belastung und genetischen Faktoren verbunden, während Gicht durch eine erhöhte Harnsäureproduktion, eine verminderte Ausscheidung und bestimmte Ernährungs- und Lebensstilfaktoren verursacht wird.

Unterschiede in den Symptomen

Symptom Arthrose Gicht
Schmerzbeginn Langsam, fortschreitend Plötzlich, intensiv, oft nachts
Schmerzcharakter Dumpf, stechend, zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe Extrem stark, unerträglich
Steifheit Besonders morgens oder nach Ruhephasen Weniger typisch, aber Bewegungseinschränkung während Anfällen
Schwellung Mäßig, durch Entzündung Stark, oft extrem
Rötung und Wärme Weniger häufig, mild Sehr häufig, ausgeprägt
Bewegungseinschränkung Langsam fortschreitend, abhängig von Krankheitsstadium Akut während Anfällen, stark eingeschränkt
Gelenkgeräusche Knirschen, Knistern Nicht typisch
Deformitäten Im fortgeschrittenen Stadium sichtbar Tofi bei chronischer Gicht
Begleitende Symptome Keine systemischen Symptome Fieber in einigen Fällen

Häufige Missverständnisse über Arthrose und Gicht

  1. Mythos 1: Arthrose ist eine Alterskrankheit
    Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Arthrose ausschließlich ältere Menschen betrifft. Obwohl das Risiko für Arthrose mit zunehmendem Alter steigt, kann die Erkrankung auch jüngere Menschen treffen, insbesondere jene mit genetischer Veranlagung, früheren Gelenkverletzungen oder beruflichen Belastungen.
  2. Mythos 2: Gicht ist nur eine Wohlstandskrankheit
    Gicht wurde historisch als „Krankheit der Reichen“ bezeichnet, da sie häufig mit einem üppigen Lebensstil und einer purinreichen Ernährung in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich kann Gicht jedoch jeden treffen, unabhängig von sozialem oder wirtschaftlichem Status. Genetische Prädisposition und bestimmte gesundheitliche Bedingungen, wie Niereninsuffizienz und metabolisches Syndrom, spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung der Krankheit.
  3. Mythos 3: Arthrose und Gicht sind das gleiche
    Obwohl beide Erkrankungen Gelenkschmerzen verursachen, sind Arthrose und Gicht grundlegend verschieden. Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Abbau des Knorpels verursacht wird, während Gicht eine entzündliche Arthritis ist, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken entsteht.
  4. Mythos 4: Bewegung verschlimmert Arthrose
    Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass Bewegung Arthrose verschlimmert. Im Gegenteil: Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung ist entscheidend, um die Gelenkfunktion zu erhalten, die Muskeln zu stärken und die Schmerzen zu lindern. Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und spezialisierte Übungen können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Progression der Krankheit zu verlangsamen.
  5. Mythos 5: Gichtanfälle werden nur durch Ernährung ausgelöst
    Obwohl eine purinreiche Ernährung ein bekannter Auslöser für Gichtanfälle ist, spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Stress, Dehydration, Infektionen und bestimmte Medikamente können ebenfalls Gichtanfälle provozieren.
  6. Mythos 6: Arthrose führt immer zu schwerer Behinderung
    Während Arthrose fortschreiten und zu erheblichen Einschränkungen führen kann, muss dies nicht immer der Fall sein. Durch frühzeitige Diagnose, geeignete Behandlung und Lebensstiländerungen können viele Menschen ihre Symptome gut kontrollieren und ein aktives Leben führen. Schmerzmanagement, physiotherapeutische Maßnahmen und eventuell chirurgische Eingriffe können die Lebensqualität erheblich verbessern.
  7. Mythos 7: Gicht ist eine seltene Erkrankung
    Einige Menschen glauben, dass Gicht selten ist, doch sie ist tatsächlich eine der häufigsten Formen der entzündlichen Arthritis. Studien zeigen, dass die Prävalenz von Gicht weltweit zunimmt, insbesondere in industrialisierten Ländern.
  8. Mythos 8: Arthrose betrifft nur die großen Gelenke
    Obwohl Arthrose häufig in großen, gewichttragenden Gelenken wie Knie und Hüfte auftritt, kann sie auch in kleineren Gelenken wie den Händen und Füßen vorkommen. Fingerarthrose ist insbesondere bei Frauen nach der Menopause weit verbreitet und kann erhebliche funktionelle Einschränkungen und Schmerzen verursachen.
  9. Mythos 9: Gichtanfälle betreffen immer das Großzehengelenk
    Das Großzehengelenk ist zwar häufig betroffen, doch Gichtanfälle können in jedem Gelenk auftreten, einschließlich Knöchel, Knie, Handgelenke und Ellbogen. Mehrere Gelenke können gleichzeitig betroffen sein, insbesondere bei chronischer Gicht, was die Diagnosestellung manchmal erschwert.
  10. Mythos 10: Schmerzfreiheit bedeutet Heilung
    Weder Arthrose noch Gicht können vollständig geheilt werden. Schmerzfreiheit bedeutet nicht, dass die Krankheit verschwunden ist. Bei beiden Erkrankungen ist es wichtig, auch ohne akute Schmerzen regelmäßige medizinische Kontrollen und präventive Maßnahmen fortzusetzen, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Krankheitsprogression zu verlangsamen.

FAQs

Ist Arthrose heilbar?
Nein, Arthrose ist nicht heilbar, aber die Symptome können durch geeignete Behandlungen und Lebensstiländerungen gelindert werden.
Kann Gicht zu Arthrose führen?
Nein, Gicht und Arthrose sind verschiedene Erkrankungen, aber wiederholte Gichtanfälle können zu Gelenkschäden führen, die ähnliche Symptome wie Arthrose hervorrufen.
Welche Rolle spielt Genetik bei Arthrose und Gicht?
Genetische Faktoren können das Risiko für beide Erkrankungen erhöhen, aber auch Umweltfaktoren und Lebensstil spielen eine wichtige Rolle.
Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht