Ein erhöhter CRP‑Wert verunsichert viele Menschen – besonders dann, wenn gleichzeitig ein schmerzhafter Gichtanfall im Raum steht. Für Betroffene stellt sich schnell die Frage, ob der Laborwert zur Gicht passt, wie „hoch“ noch normal ist und ab wann eine ernstere Ursache dahinterstecken könnte.

C‑reaktives Protein (CRP) gehört zu den wichtigsten Entzündungsmarkern im Blut und wird in deutschen Praxen und Kliniken routinemäßig bestimmt, wenn ein Verdacht auf eine akute Entzündung oder Infektion besteht. Bei Gicht spielt CRP eine besondere Rolle: Der Wert hilft einzuordnen, ob tatsächlich „nur“ ein akuter Gichtanfall hinter den Gelenkschmerzen steckt oder ob andere Ursachen wie eine bakterielle Gelenkentzündung (Arthritis) oder eine andere rheumatische Erkrankung in Betracht gezogen werden müssen.
Wichtig ist: CRP zeigt zuverlässig an, dass irgendwo im Körper ein Entzündungsprozess läuft, sagt aber allein noch nichts darüber aus, wo genau das Problem sitzt. Deshalb wird der CRP‑Wert bei Gicht immer zusammen mit anderen Laborparametern wie Harnsäure, Blutbild oder Blutsenkung (BSG) sowie der klinischen Untersuchung bewertet.
Was ist das C‑reaktive Protein (CRP)?
C‑reaktives Protein (CRP) ist ein Eiweiß, das vor allem in der Leber gebildet wird, wenn im Körper eine Entzündung abläuft. Es gehört zu den sogenannten Akute‑Phase‑Proteinen und steigt oft schon innerhalb weniger Stunden an, wenn das Immunsystem aktiviert wird – zum Beispiel bei Infektionen, Verletzungen oder einem akuten Gichtanfall.
Medizinisch ist CRP ein sehr praktischer Marker: Er zeigt zuverlässig an, dass im Körper ein Entzündungsprozess läuft, reagiert aber nicht auf jede Kleinigkeit. Leichte Alltagsreize wie ein kleiner blauer Fleck oder ein kurzer Muskelkater heben den Wert in der Regel nicht an, während stärkere Reize wie eine bakterielle Infektion, eine ausgeprägte Gelenkentzündung oder eine Operation den CRP‑Spiegel deutlich nach oben treiben können.
Erst im Zusammenspiel mit Symptomen (z.B. geschwollenes, schmerzendes Gelenk), anderen Blutwerten wie Harnsäure, Blutbild und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren lässt sich einordnen, ob der erhöhte CRP‑Wert zu einer Gichtattacke, einer bakteriellen Arthritis oder einer anderen Ursache passt.

CRP‑Normalwerte und Referenzbereiche
CRP‑Werte geben dem Arzt einen schnellen Überblick darüber, ob im Körper gerade ein Entzündungsprozess abläuft. Der Referenzbereich für Erwachsene liegt in der Regel bei bis zu 5 mg/l Blutserum – alles darüber hinaus deutet bereits auf eine Aktivierung des Immunsystems hin.
Leicht erhöhte Werte finden sich typischerweise bei kleineren Infekten oder nach kleinen Eingriffen. Ab etwa 50 mg/l spricht man von einer deutlicheren Entzündungsreaktion, wie sie etwa bei schweren Infekten oder ausgeprägten Gelenkentzündungen auftreten kann. Werte über 100 mg/l sind ein Hinweis auf besonders schwerwiegende Entzündungen, wie etwa eine bakterielle Infektion, akute eitrige Arthritis oder eine Lungenentzündung.
Tabelle: CRP‑Werte und mögliche Ursachen
| CRP‑Wert (mg/l) | Bedeutung / Mögliche Ursachen |
|---|---|
| Bis 5 | Normalwert |
| 5 – 50 | Leichte bis mäßige Entzündung (z.B. Virusinfekt, milder Gichtanfall) |
| 50 – 100 | Deutliche Entzündung (z.B. aktiver Gichtanfall, bakterielle Infektion nicht ausgeschlossen) |
| >100 | Schwere Entzündung (z.B. bakterielle Arthritis, Sepsis, Lungenentzündung) |
CRP bei Gicht und Gichtanfall
CRP spielt bei der Gicht eine wichtige Rolle als Entzündungsmarker. Während eines akuten Gichtanfalls steigt der CRP‑Wert häufig an, da das Immunsystem auf die abgelagerten Harnsäurekristalle im Gelenk reagiert. Dennoch ist der Wert meist nicht so hoch wie bei einer bakteriellen Gelenkentzündung.
Typische CRP‑Werte im akuten Gichtanfall
Im akuten Schub findet sich oft ein CRP zwischen 20 und 50 mg/l, in manchen Fällen auch etwas darüber. Das Blutbild zeigt meist ebenfalls eine vermehrte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten), was zusammen mit der Klinik auf eine Entzündungsreaktion hindeutet. Werte weit über 100 mg/l sprechen dagegen häufiger für schwerwiegendere Entzündungen wie eine bakterielle Arthritis.
Unterschied zu anderen Gelenkentzündungen
CRP allein erlaubt keine eindeutige Zuordnung. Bei rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis kann der Wert ebenfalls erhöht sein, aber häufig etwas niedriger als bei bakteriellen Infektionen. Ein extrem hoher CRP‑Wert (>100 mg/l) bei sehr starker Entzündung und massivem Krankheitsgefühl macht eine bakterielle Ursache wahrscheinlicher – das ist ein medizinischer Notfall. Der typische Gichtanfall zeigt meist mittlere bis erhöhte CRP‑Werte und heilt in der Regel innerhalb von Tagen bis zwei Wochen ab, sofern eine Therapie erfolgt.
Weitere Laborwerte bei Gicht
Bei Gicht werden neben dem CRP‑Wert fast immer zusätzliche Laborparameter bestimmt, weil erst die Gesamtsicht ein möglichst klares Bild liefert. Typisch sind Blutuntersuchungen auf Harnsäure, Entzündungszeichen, Nierenfunktion und Stoffwechselparameter, teilweise ergänzt durch eine Analyse der Gelenkflüssigkeit. So lässt sich besser abschätzen, ob es sich tatsächlich um einen Gichtanfall handelt, ob Begleiterkrankungen vorliegen und wie hoch das Risiko für Folgeschäden, insbesondere an den Nieren, ist.
Zu den wichtigsten Laborwerten bei Gicht gehören:
- Harnsäure im Serum: Häufig erhöht, aber während eines akuten Anfalls nicht immer zuverlässig; auch Normalwerte schließen Gicht nicht sicher aus.
- Entzündungsparameter: Neben CRP werden Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und Leukozytenzahl (weiße Blutkörperchen) gemessen, die auf das Ausmaß der Entzündung hinweisen.
- Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, ggf. Kreatinin‑Clearance): Wichtig, weil Gicht eng mit der Nierenfunktion verknüpft ist und sowohl Harnsäure als auch Medikamente die Nieren belasten können.
- Blutfette und Blutzucker (z.B. Cholesterin, Triglyceride, HbA1c): Viele Betroffene mit Gicht haben gleichzeitig ein metabolisches Syndrom mit Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetesrisiko.
Bei untypischen Verläufen oder wenn Zweifel an der Diagnose bestehen, kann eine Gelenkpunktion mit Untersuchung der Gelenkflüssigkeit entscheidend sein. Werden dabei unter dem Mikroskop typische Harnsäurekristalle gefunden, gilt die Diagnose Gicht als sicher – diese Untersuchung ist der Goldstandard, wird aber wegen des Aufwands und Infektionsrisikos meist gezielt eingesetzt.
Wie läuft ein CRP‑Bluttest ab?
Ein CRP‑Test ist eine einfache, routinemäßige Blutuntersuchung und gehört in Deutschland zum Standardprogramm, wenn ein Verdacht auf Entzündung besteht – zum Beispiel bei geschwollenem, schmerzhaftem Gelenk und Verdacht auf Gichtanfall. Das Blut wird in der Regel aus einer Armvene abgenommen, meist nüchtern, aber für den CRP‑Wert selbst ist die Nüchternheit nicht entscheidend.
Im Labor wird anschließend die Konzentration des C‑reaktiven Proteins im Blutserum gemessen, meist in mg/l angegeben. Moderne Analysengeräte liefern das Ergebnis oft innerhalb weniger Stunden, in Notfallsituationen sogar deutlich schneller. Bei Hausärzten oder in Notaufnahmen kommen teilweise Schnelltests zum Einsatz, bei denen ein Tropfen Kapillarblut aus der Fingerbeere genügt; diese Tests eignen sich gut zur groben Einschätzung, ob eine relevante Entzündung vorliegt.
Was tun bei erhöhtem CRP‑Wert?
Ein erhöhter CRP‑Wert bedeutet zunächst nur eines: Im Körper läuft irgendwo eine Entzündung ab. Bei bekannter oder vermuteter Gicht ist wichtig zu klären, ob „nur“ ein akuter Gichtanfall dahintersteckt oder ob eine andere, ernstere Ursache – etwa eine bakterielle Gelenkentzündung oder Infektion – vorliegen könnte.
Praktisch heißt das:
- Bei mäßig erhöhtem CRP und typischem Gichtanfall werden meist entzündungshemmende Medikamente (z.B. NSAR, Colchicin, ggf. Kortison) eingesetzt und die Harnsäurewerte langfristig kontrolliert und gesenkt.
- Bei sehr hohem CRP, starkem Krankheitsgefühl, Fieber oder rasch zunehmender Schwellung des Gelenks ist eine rasche ärztliche Abklärung nötig – im Zweifel notfallmäßig. Dann muss gezielt ausgeschlossen werden, dass Bakterien im Gelenk oder im Blut zirkulieren.
- Parallel sollte an die Ursachen der Gicht gedacht werden: Harnsäure senken (Ernährung, Gewicht, Alkoholreduktion, Medikamente), ausreichend trinken und Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen behandeln lassen.
Wichtig ist zudem der Verlauf: Sinkt der CRP‑Wert unter Therapie zügig ab und bessern sich die Beschwerden, spricht das für einen kontrollierten Entzündungsprozess. Bleibt der Wert anhaltend hoch oder steigt sogar weiter, sollte erneut ärztlich nachgesteuert werden – sei es durch Anpassung der Medikamente, weitere Diagnostik oder den Wechsel des Behandlungsansatzes.








