Arzneimittel Colchicin oder Colchicum bei Gicht: Dosierung und Unterschiede

Die Behandlung von Gicht hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, und zwei wichtige Medikamente, die dabei eine zentrale Rolle spielen, sind Colchicin und Colchicum.

Beide Medikamente spielen eine entscheidende Rolle in der Gichttherapie, sei es zur Linderung akuter Anfälle oder zur langfristigen Prävention. Es ist wichtig, die Unterschiede in Dosierung, Wirkmechanismus und möglichen Nebenwirkungen zu kennen, um eine optimale Behandlung sicherzustellen.

Arzneimittel Colchicin oder Colchicum bei Gicht: Dosierung und Unterschiede

Geschichte und Ursprung von Colchicum und Colchicin

Colchicum, auch bekannt als Herbstzeitlose, hat eine lange Geschichte in der medizinischen Anwendung, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits in den Schriften der alten Griechen und Römer finden sich Hinweise auf die Verwendung dieser Pflanze zur Behandlung von Gicht und anderen entzündlichen Erkrankungen. Der berühmte griechische Arzt Hippokrates erwähnte Colchicum in seinen Aufzeichnungen, und auch der römische Enzyklopädist Plinius der Ältere beschrieb ihre medizinischen Eigenschaften.

Die Herbstzeitlose, wissenschaftlich Colchicum autumnale genannt, gehört zur Familie der Liliengewächse und ist in Europa heimisch. Ihre prächtigen, lilafarbenen Blüten erscheinen im Herbst, während die Blätter und Samen erst im folgenden Frühjahr sichtbar werden.

Colchicin selbst wurde erstmals im 19. Jahrhundert isoliert und ist der Hauptwirkstoff der Herbstzeitlose. Es ist ein Tropolon-Alkaloid, das durch seine stark entzündungshemmenden Eigenschaften gekennzeichnet ist. Die erste wissenschaftliche Isolation von Colchicin gelang dem französischen Chemiker Pierre-Joseph Pelletier und dem schwedischen Chemiker Jöns Jacob Berzelius im Jahr 1820. Seitdem hat sich Colchicin als unverzichtbares Medikament in der Behandlung von Gicht etabliert.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden umfangreiche Forschungen zur Synthese und zum Wirkmechanismus von Colchicin durchgeführt. Diese Untersuchungen haben dazu beigetragen, das Verständnis für die entzündungshemmenden und antimitotischen Eigenschaften von Colchicin zu vertiefen. Diese Eigenschaften machen es nicht nur für die Behandlung von Gicht, sondern auch für andere Erkrankungen wie familiäres Mittelmeerfieber und Perikarditis nützlich.

Wie wirken Colchicin und Colchicum?

Beide Substanzen haben ähnliche pharmakologische Eigenschaften, die hauptsächlich auf das in Colchicum enthaltene Alkaloid Colchicin zurückzuführen sind. Dennoch gibt es Unterschiede in ihrer Anwendung und Wirkung, die beachtet werden müssen.

Wirkmechanismus von Colchicin

Colchicin wirkt hauptsächlich entzündungshemmend, indem es die Mobilisierung und Aktivität der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) hemmt. Bei einem akuten Gichtanfall sammeln sich Harnsäurekristalle in den Gelenken an, was eine entzündliche Reaktion hervorruft. Colchicin unterbricht diesen Prozess, indem es die Migration der Leukozyten in das betroffene Gewebe verhindert und somit die Entzündung lindert.

Ein weiterer wichtiger Wirkmechanismus von Colchicin ist seine Fähigkeit, die Bildung von Mikrotubuli zu stören. Mikrotubuli sind wesentliche Bestandteile des Zytoskeletts der Zellen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Zellteilung und -bewegung. Durch die Hemmung der Mikrotubuli-Funktion verhindert Colchicin die Mitose (Zellteilung) und die phagozytische Aktivität der Leukozyten, wodurch die Freisetzung von entzündungsfördernden Stoffen reduziert wird.

Wirkmechanismus von Colchicum

Colchicum, insbesondere in seiner natürlichen Form als Herbstzeitlose, enthält das Alkaloid Colchicin, das für seine therapeutische Wirkung verantwortlich ist. Die Wirkweise von Colchicum ist daher ähnlich wie die des synthetischen Colchicins. Es hemmt die Wanderung der Leukozyten in die entzündeten Bereiche und unterbricht somit die entzündliche Reaktion, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen verursacht wird.

Ein weiterer Aspekt der Wirkung von Colchicum ist die Hemmung der Freisetzung von Chemokinen und Zytokinen, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind. Diese Hemmung trägt zur Linderung der Symptome bei und reduziert die Entzündung in den betroffenen Gelenken.

Unterschiede in der Anwendung

Während der Wirkmechanismus von Colchicin und Colchicum weitgehend identisch ist, gibt es Unterschiede in ihrer Anwendung. Colchicin wird oft in standardisierten, synthetisch hergestellten Dosen verabreicht, um eine präzise Kontrolle der Dosierung und eine zuverlässige therapeutische Wirkung zu gewährleisten. Colchicum hingegen wird traditionell in pflanzlicher Form oder als pflanzliches Extrakt verwendet, was zu Variationen in der Dosierung und Wirksamkeit führen kann.

Dosierung

Beide Medikamente erfordern eine sorgfältige Anpassung, um maximale therapeutische Vorteile zu erzielen und gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Dosierung von Colchicin

Colchicin wird in der Regel in Form von Tabletten verabreicht. Bei einem akuten Gichtanfall empfiehlt sich eine initiale Dosis von 1,2 mg, gefolgt von 0,6 mg eine Stunde später. Diese Vorgehensweise zielt darauf ab, die Symptome schnell zu lindern und die Entzündung zu reduzieren. In den folgenden Tagen kann eine Erhaltungsdosis von 0,6 mg ein- bis zweimal täglich verabreicht werden, um die Symptome weiter zu kontrollieren.

Für die Langzeitprophylaxe, um zukünftige Gichtanfälle zu verhindern, wird häufig eine niedrigere tägliche Dosis von 0,5 bis 0,6 mg empfohlen. Diese Erhaltungsdosis kann an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden, wobei die Verträglichkeit und das Ansprechen auf die Behandlung regelmäßig überwacht werden sollten. Es ist wichtig, die maximale tägliche Dosis von 1,8 mg nicht zu überschreiten, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu vermeiden.

Dosierung von Colchicum

Die Dosierung von Colchicum, insbesondere wenn es in seiner natürlichen pflanzlichen Form verwendet wird, kann variieren. Die Verabreichung erfolgt häufig in Form von pflanzlichen Extrakten oder homöopathischen Präparaten. Bei akuten Gichtanfällen wird eine Dosierung von 0,5 bis 1 mg Colchicin, entsprechend den in Colchicum enthaltenen Wirkstoffen, empfohlen. Diese Dosierung kann bei Bedarf in den folgenden Stunden angepasst werden, um die Symptome zu lindern.

Für die langfristige Prävention von Gichtanfällen wird oft eine niedrigere Dosis verwendet. Die genaue Dosierung sollte individuell angepasst und in Absprache mit einem erfahrenen Arzt festgelegt werden, um die beste Balance zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit zu erreichen.

Häufige Nebenwirkungen

Colchicin ist ein potentes Medikament, das bei unsachgemäßer Anwendung eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen kann. Zu den häufigsten gehören:

  • Gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen.
  • Bauchschmerzen: Viele Patienten berichten von Bauchschmerzen, die in der Regel mild sind, aber in einigen Fällen auch stärker ausfallen können.
  • Muskelschwäche und Myopathie: Langfristige Anwendung von Colchicin kann zu Muskelschwäche und einer seltenen, aber schwerwiegenden Form der Muskelschädigung, der sogenannten Myopathie, führen.
  • Neuropathie: In seltenen Fällen kann Colchicin zu Nervenschäden führen, die sich in Form von Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in den Extremitäten äußern.

Nebenwirkungen von Colchicum

Colchicum, insbesondere in seiner pflanzlichen Form, wird häufig als natürliche Alternative zu synthetischem Colchicin betrachtet. Trotzdem können auch hier Nebenwirkungen auftreten, insbesondere bei unsachgemäßer Anwendung:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Ähnlich wie bei Colchicin können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auch bei der Einnahme von Colchicum auftreten.
  • Hautreaktionen: Einige Patienten berichten von Hautausschlägen oder Juckreiz nach der Einnahme von Colchicum.
  • Leber- und Nierenschäden: Bei hohen Dosen oder langfristiger Anwendung können Schäden an Leber und Nieren auftreten.
  • Blutbildungsstörungen: In seltenen Fällen kann Colchicum zu Störungen der Blutbildung führen, was sich in Form von Anämie oder anderen Blutbildveränderungen äußern kann.

Vorteile der Verwendung von Colchicin

Colchicin hat sich als eines der wirksamsten Mittel zur Behandlung von Gicht etabliert und bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die es zu einer bevorzugten Wahl für viele Patienten machen.

  • Schnelle Linderung akuter Gichtanfälle
  • Effektive Prävention
  • Gut erforscht und langjährig erprobt
  • Vielseitigkeit in der Anwendung
  • Geringe Langzeitrisiken

Vorteile der Verwendung von Colchicum

Colchicum, auch bekannt als Herbstzeitlose, hat sich als wertvolle Option in der Behandlung von Gicht etabliert. Als pflanzliches Heilmittel bietet es mehrere Vorteile, die es von synthetischen Medikamenten unterscheiden und es zu einer bevorzugten Wahl für viele Patienten machen.

  • Natürliche Herkunft
  • Ähnliche Wirksamkeit wie synthetisches Colchicin
  • Geringere Nebenwirkungen bei richtiger Dosierung
  • Breite Anwendungsmöglichkeiten
  • Verfügbarkeit in verschiedenen Darreichungsforme

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Colchicin und Colchicum?
Colchicin ist die synthetische Form des Wirkstoffs, während Colchicum direkt aus der Pflanze gewonnen wird.
Wie lange dauert es, bis Colchicin wirkt?
Die Wirkung von Colchicin tritt meist innerhalb weniger Stunden nach Einnahme ein.
Kann ich Colchicum langfristig verwenden?
Ja, Colchicum kann zur Langzeitprävention von Gichtanfällen verwendet werden, jedoch sollte die Dosierung genau beachtet werden.
Gibt es natürliche Alternativen zu Colchicin?
Ja, Colchicum ist eine natürliche Alternative, da es direkt aus der Herbstzeitlose gewonnen wird.
Katie Knight

MD, Pharmakologe. Gründerin und Chefredakteurin der Website ubergicht.de.

Behandlung und Prävention von Gicht